Stress ist die physische und psychische Antwort einer Person auf den auf ihr lastenden Druck aus der Umwelt. Der Körper hat eine eingebaute physische Reaktionsweise auf stressreiche Ereignisse. Wenn eine Person Druck erfährt, einer Herausforderung oder Gefahr begegnet, dann muss sie unter Umständen schnell reagieren können. Dazu schüttet der Körper bestimmte Hormone aus wie Cortisol oder Adrenalin.

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Diese Hormonausschüttung ist Teil der sogenannten Fight-or-Flight-Reaktion (Kampf oder Flucht), die den Metabolismus, Herzschlag, Blutdruck und die Atemfrequenz ankurbelt, um dem Körper die optimale Performance im Umgang mit der Stresssituation leisten zu lassen.

Vorübergehenden oder chronischen Stress?

Es ist wichtig, zwischen vorübergehendem Stress und chronischen Stress zu unterscheiden. Erster ist überwunden, sobald die Stresssituation geklärt ist. Meistens kann ein Mensch mit dem vorübergehenden Stress gut umgehen. Er kann z.B. überwunden werden, in dem man die auslösende Herausforderung meistert, eine Gefahr neutralisiert oder auch durch Meditation, Spaziergängen, Interaktion mit Freunden oder einfach einer Ruhepause/Schlaf.

Chronischer Langzeitstress auf der anderen Seite ist schwerer zu handhaben und kann unter Umständen zu physischer und emotionaler Instabilität führen.

Das Körper-Geist-System eines Menschen?

Der us-amerikanische Physiologe und Pionier der Stressforschung Walter Cannon nutzte in seinen Forschungen eine Röntgen-Apparatur, um das Verdauungssystem eines Hundes zu beobachten, der Stress ausgesetzt wurde, um so die physischen Reaktionen auf Stress zu untersuchen. Er formulierte später mit seinem Schüler Philip Bard die Cannon-Bard-Theorie, die besagt, dass ein emotionaler Reiz zwei voneinander unabhängige Reaktionen hervorruft: eine physiologische Erregung und die Wahrnehmung der Emotion selbst.

Im Rahmen dieser Experimente nutzte Cannon den Begriff der Homöostase, was kurz gefasst bedeutet: Das Körper-Geist-System eines Menschen kennt eine Art Soll-Wert, ein Gleichgewicht. Weicht das System davon ab, löst dies weitere physische und emotionale Reaktionen aus. Das Ziel ist es, dieses Gleichgewicht zu erreichen. Ist das nicht gegeben, reagiert der Körper.

Was ist das Selye-Syndrom?

Der österreich-kanadische Wissenschaftler Hans Selye (1907-1982) beobachtete, dass Individuen, die unter chronischen Krankheiten litten, weitere darauf bezogene Symptome ausbilden. Er führte seine Experimente u.a. an Ratten durch. Wenn Ratten verschiedenen physischen Trauma-Faktoren ausgesetzt werden, Schock, Gift, Hitze oder Lärm, schrumpfen ihre Thymus-Drüsen und Lymphknoten. Selye formulierte später die drei Stufen des allgemeinen Anpassungssyndrom (oder auch: Selye-Syndrom), das die Reaktion eines Körpers auf lang anhaltende Stresssituationen beschreibt: Alarm, Widerstand, Erschöpfung.

  • Alarm: Der Körper schüttet Hormone wie Adrenalin oder Cortisol aus, um schnell Energiereserven freizusetzen. Die Atemfrequenz erhöht sich, der Herzschlag nimmt zu.
  • Widerstand: Es kommt zur Ausschüttung des Wachstumshormons Somatotropin, was z.B. den Blutzuckerspiegel erhöht. Die Anfälligkeit für Entzündungen nimmt zu und das Risiko für die Ausbildung eines Magengeschwürs.
  • Erschöpfung: Die für den Hormonhaushalt wichtige Nebennierenrinde wird angegriffen und zeigt Veränderungen, die sich auf den gesamten Körper auswirken und zur Ausbildung vielfältiger Krankheiten führt, beispielsweise erhöhtem Blutzuckerspiegel, Bluthochdruck, Hautveränderungen, Ermüdung, Appetitlosigkeit, etc.

Was sind die Auslöser für Stress?

Die Auslöser für Stress können vielfältiger Natur sein: Tod, Scheidung, Arbeitslosigkeit, Schwangerschaft, finanzielle Probleme, Umweltveränderungen, Mobbing etc. Jeder Mensch reagiert unterschiedlich stark, abhängig von seiner physischen und mentalen Stärke, Gesundheit, sozialen Verankerungen, seiner Anpassungsfähigkeit.

Wer unter Stress leidet, muss zunächst die Auslöser dafür klar identifizieren. Den Stress abzubauen, heißt dann, einerseits die Auslöser zu beseitigen oder zumindest zu mildern und anderseits die eigene Widerstandskraft gegen Stress zu stärken. Hierfür gibt es vielfältige Techniken. Das beinhaltet Dinge wie das Fokussieren der eigenen Wahrnehmung auf positive Aspekte im Leben, das klare Definieren von Zielen und das Erreichen von Erfolgen. Regelmäßige Meditation stärkt das innere Gleichgewicht. Ebenfalls haben körperliche Betätigung wie Jogging oder Wanderungen und soziale Aktivitäten einen starken positiven Einfluss.

Wem chronischer Stress begegnet, dem muss klar sein, dass er vor einer Wahl steht. Er kann sich entweder ergeben mit all den oben beschriebenen Konsequenzen, oder er kann die Herausforderung annehmen und Änderungen in seinem Leben und Lebensstil vornehmen, die ihm helfen, aus der Stress-Episode gesund, zufrieden und sicher auch mit einer für die Zukunft nützlichen Lebenserfahrung herauszugehen.

Was ich gegen Stress unternehme?

Mir hilft gegen Stress körperliche Aktivität in Form von Kraftsport oder Radfahren. Zudem hilft es mir ein einfaches Leben zu führen, wenig Unordnung und weniger persönlicher Dinge zu haben. Vieles ist einfach nur Ballast und schadet der eigenen Flexibilität im Leben, was natürlich auch schnell zu Unzufriedenheit und Stress führen kann. Außerdem hilft es mir gelegentlich meine Freiheit bewusster zu erleben und mit dem Wohnwagen raus in die Natur zu fahren. Ein paar Tage abseits von Lärm und der Schnelllebigkeit bewirken wahre Wunder.

Ich konnte Dir mit diesem Artikel hoffentlich einen Anstoß geben, wie Du den Weg aus Deinem stressigen Leben finden kannst und dadurch etwas mehr zur Ruhe finden wirst.

Viele Grüße
Sebastian Zehner